Die Rolle von Local Governance für globale Gemeingüter

05.09.2022

Um die globale Erwärmung auf 1,5 ◦C zu begrenzen, müssen beträchtliche Mengen an CO2 aus der Atmosphäre entfernt werden. Zur Verbesserung der CO2-Bindung durch Ökosysteme, bedarf es daher nicht nur eines Ansatzes, sondern eines ganzen Portfolios von Optionen zur Entfernung von Kohlenstoff („Carbon Dioxide Removal“, CDR). Oft werden  sogenannte naturbasierte CDR-Optionen separat von eher technischen Verfahren betrachtet. Die Erstellung einer CDR-"Angebotskurve" setzt voraus, dass alle CDR Methoden perfekte Substitute sind, doch dem widersprechen verschiedene positive Nebeneffekte naturbasierter CDR-Ansätze. Wir erörtern diese Nebeneffekte naturbasierter Lösungen im Zusammenhang mit der Aufwertung von Blue-Carbon-Ökosystemen (BCE) wie Mangroven- oder Seegrashabitaten. Die Aufwertung von BCEs kann in der Tat zur Steigerung der CO2-Bindung beitragen, doch im Vergleich zu ihrem Gesamtbeitrag an Ökosystemleistungen ist der Wert der Kohlenstoffspeicherung verhältnismäßig gering. Außerdem sind die Eigentumsrechte oft unklar, d.h. entweder nicht umfassend definiert oder nicht durchsetzbar. Daher könnten Zahlungssysteme, die ausschließlich auf die Kohlenstoffspeicherungskapazität von BCEs ausgerichtet sind, zu Zielkonflikten mit anderen wichtigen, oft lokalen, Ökosystemleistungen führen und daher möglicherweise gesellschaftlich nicht optimale Ergebnisse erzielen. Eine Chance für den Erhalt und die Wiederherstellung von BCEs liegt daher in der Berücksichtigung aller Leistungen für die Entwicklung potenzieller Entschädigungssystemen von lokalen Gemeinden. Auch örtliche Gegebenheiten, die Bewirtschaftungsstrukturen und Regeln für den Vorteilsausgleich sind entscheidende Faktoren, die bei der Ausarbeitung internationaler Zahlungssysteme für eine verbesserte Nutzung von BCEs und anderer natur- oder ökosystembasierter CDR Optionen berücksichtigt werden müssen. Aber auch wenn diese CDR Methoden Hoffnung auf eine erhöhte Kohlenstoffspeicherung und damit CO2 Entfernung aus der Atmosphäre bieten, führen sie jedoch höchstwahrscheinlich nicht zu den gewünschten Ergebnissen, weder für den Klimaschutz noch für die Erhaltung der Ökosysteme. Eine ungebremste Schädigung der Ökosysteme und die damit verbundene Freisetzung von großen Mengen an gespeicherten Kohlenstoff wird die Situation wiederum weiter verschlimmern. Daher sollten sich jene Länder, die sich im Einklang mit den Pariser Abkommen dem Klimaschutz verschrieben haben, nicht nur hinter vagen Versprechen natürliche Senken für den Abbau von atmosphärischem CO2 zu stärken verstecken, sondern auch technische CDR Methoden fördern.

 

Der Kommentar wurde bei Ecological Economics veröffentlicht:

https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0921800922002439?dgcid=coauthor

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