Kieler Forschende untersuchen Folgen von Vulkanausbruch auf La Palma

19.01.2023

Forschende aus Kiel und Spanien wollen die Auswirkungen des längsten bekannten Vulkanausbruchs in der Geschichte der Kanareninsel La Palma untersuchen. Anfang Januar hat ein internationales Team aus verschiedenen Instituten um den Projektverantwortlichen Dr. Jacob Geersen von der Christian- Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) von Bord des Forschungsschiffs MARIA S. MERIAN aus den Meeresboden vor der Insel kartographiert. In drei Tagen ist es auf der Expedition „Sub:Palma“ gelungen, den Großteil der westlichen Inselseite zu vermessen.

Die Forschenden erhoffen sich von den Daten Erkenntnisse über die durch den Ausbruch Ende 2021 verursachten Veränderungen am Aufbau des Vulkans - Fachleute sprechen auch von Vulkangebäude. Der Vulkan Tajogaite im Gebirgszug der Vulkankette Cumbre Vieja, die den südlichen Teil der Insel bildet, war am 19. September 2021 ausgebrochen und richtete immense Schäden an. Mindestens 7000 Menschen mussten evakuiert werden, 3000 konnten nicht zurückkehren. Auch Plantagen für Bananen, dem wichtigsten Erzeugnis der Insel, wurden von der Lava begraben.

„Der Ausbruch dauerte insgesamt knapp drei Monate und die von der neuen Lava bedeckte Fläche beträgt mehr als 10,5 Quadratkilometer», sagt der marine Geophysiker Geersen vom Institut für Geowissenschaften der Kieler Universität. Laut Geersen sei dieser damit mehr als doppelt so groß wie die größte zuvor bekannte historische Eruption ausgefallen.

“Hunderttausende Erdbeben, ein bis zu 190 Meter mächtiger Lavafluss, sowie vertikale Landhebungen und Senkungen im Meterbereich entstanden durch die Migration von heißer Lava im Untergrund“, sagt der Projektpartner und marine Geophysiker Dr. Felix Gross vom Center for Ocean and Society (CeOS) im Forschungsschwerpunkt Kiel Marine Science (KMS) an der CAU. Da kaum moderne, hochauflösende Daten von dem marinen Teil der Vulkanflanke existierten, haben die Forschenden mit hydroakustischen Methoden die submeerische Westseite der Insel kartiert. Ihre gewonnenen Daten wollen sie mit den Ergebnissen von Tiefseeuntersuchungen der späten 1990er Jahre vergleichen, um die seitdem stattgefundenen Veränderungen zu quantifizieren.

Außerdem wollen die Forschenden die aktiven Verwerfungen im Untergrund – also gegenwärtig noch bestehende Zonen entlang derer sich Gesteine tektonisch verschieben – abbilden, sowie die genauen Umrisse der Vulkanflanke untersuchen. “Bei der Vulkanflanke deuten geodätische und geologische Daten an Land darauf hin, dass diese langsam in den Atlantik abrutscht“, sagt Gross. “Bisher ist aber weder die Größe des sich bewegenden Flankenteiles bekannt, noch wo die Grenzen vom instabilen zum stabilen Teil des Vulkangebäudes verlaufen.“

An der Expedition vom 7. bis 12. Januar 2023 waren auch Forschende des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel sowie der zwei spanischen Institute Centro Oceanográfico de Málaga, Instituto Español de Oceanografía (IEO-CSIC) und Instituto Geológico y Minero de España (CN IGME, CSIC) beteiligt. Die Daten werden nun gemeinsam analysiert und ausgewertet.

(Quelle: dpa, bearbeitet: CAU)

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