Quo vadis transdisziplinäre und partizipative Forschung?
27.01.2025

Transdisziplinäre Ansätze sind in großen Forschungsvorhaben zunehmend ein wichtiger Bestandteil für eine erfolgreiche Förderung und werden bei Antragsstellung oft gefordert. So setzt beispielsweise die Deutschen Allianz Meeresforschung (DAM) in allen drei Missionen explizit auf die Einbindung von Praxiswissen außerhalb der akademischen Forschung und stellt für die Umsetzung erhebliche Mittel zur Verfügung. Auch Forschungsförderer wie die VolkswagenStiftung haben Programme, in denen transdisziplinäre Methoden eine wichtige Rolle spielen.
Im Forschungsschwerpunkt Kiel Marine Science (KMS) an der Uni Kiel ist das Thema im Center for Ocean and Society (CeOS) bereits seit Jahren fest verankert. Forschende des CeOS nutzen verschiedene in der Nachhaltigkeitsforschung erprobte Methoden für den Stakeholderdialog und partizipative Forschung. Aber auch zahlreichen Arbeitsgruppen außerhalb des CeOS integrieren zunehmend entsprechende Formate in ihre Projekte oder entwickeln neue Projekte gemeinsam mit Anspruchsgruppen. Vor diesem Hintergrund fand am 17. Januar 2025 im neuen Marine Science Campus in der Fraunhoferstraße ein Workshop mit mehr als 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus Wissenschaft und Wissenschaftsmanagement zu “Transdisziplinarität und partizipativer Forschung” statt, um das Thema innerhalb von KMS und universitätsweit zu stärken. Das Center for Ocean and Society hatte diesen iniitiert.
Mit einem Impulsvortrag stellte Kathrin Wieck von der Stabsstelle Science and Society der TU Berlin die Erfahrungen in Berlin vor, Transdisziplinarität in der Hochschule zu verankern. Im Zuge der Exzellentinitiative hatte die TU Berlin eine Stabsstelle für das Thema eingerichtet, die zentral die Aktivitäten der Hochschule bündelt und Impulse für die Weiterentwicklung setzt. Neben der Etablierung von Formaten werden hier auch Konzepte zur Messung des Impacts angestoßen. Welche institutionellen Rahmenbedingungen an der Universität Kiel geschaffen werden, um transdisziplnäre Forschung zu unterstützen, schilderte Axel Koch, Leiter des Geschäftsbereichs Transfer. Derzeit findet hier ein Strategieprozess auf Leitungsebene statt, um die unterschiedlichen Expertinnen und Experten zusammenzubringen und eine gemeinsame Zielrichtung zu entwickeln.
Um möglichst viel Austausch unter den Teilnehmenden basierend auf ihren eigenen Erfahrungen und Bedürfnissen herzustellen, hatten die Organisatorinnen und Organisatoren des Workshops aus dem Center for Ocean and Society die Worldcafé-Methode genutzt. Diskussionen gab es zu den Themen: Wie können transdisziplinäre Projekte unterstützt werden? Und wie kann die transdisziplinäre Community innerhalb der CAU gestärkt werden? Zwei wesentliche Herausforderungen wurden deutlich. Zum einen benötigt transdizsiplinäre Forschung einen langen Atem. Denn es gilt, Beziehungen zu Stakeholdern zu etablieren, und die Erfolge einer Zusammenarbeit können mitunter sehr viel später Früchte tragen. Zum anderen stellt genau dieser Aspekt für akademische Karrieren, aber auch für Forschungsprojekte, die sich sehr an messbaren Größen und einem Impact orientieren, eine Erschwernis dar. In einem nächsten Schritt wird nun geklärt, wie mit den Herausforderungen umgegangen werden kann und wie die erarbeiteten Ideen umgesetzt werden können. Ein zweiter Schwerpunkt lag auf dem Austausch zu konzeptionellen Fragen. Diskutiert wurden die Unterschiede von Reallabor und Realexperiment, aber auch zu natur- und sozialwissenschaftlichen Experimenten. Darüber hinaus wurden die Herausforderungen bei der Erarbeitung von Projektfragestellungen gemeinsam mit Praxisakteuren (Stakeholdern) thematisiert.
Der Workshop verdeutlichte, wie viel Erfahrung mit transdisziplinärer und partizipativer Forschung innerhalb von KMS bereits vorhanden ist. Eine Fortführung ds Austausches ist geplant.