Struktureller Wandel, Kulturgut & Gemeingut Fisch- Die westliche Ostseefischerei aus dem Blickwinkel der Volkswirtschaft

26.01.2022

Auf der diesjährigen Hochschultagung der Agrar- und Ernährungswissenschaftlichen Fakultät der Universität Kiel gehen Prof. Dr. Marie-Catherine Riekhof und Heike Schwermer einigen volkswirtschaftlichen Überlegungen zur Entwicklung der westlichen Ostseefischerei auf den Grund.

Die westliche Ostsee steht unter massivem Druck. Bedingt durch negative anthropogene Effekte wie Klimawandel, Eutrophierung und Überfischung folgt nicht nur eine Veränderung der Ökosysteme entlang der Küste, sondern auch der Fischerei (u.a., abnehmende Zahl der Fischer im Haupt- und Nebenerwerb, Rückgang der Fischereigenossenschaften, Auflösung von Verbandsstrukturen). Gründe für diesen strukturellen Wandel sind – neben den beschriebenen Drücken auf das Ökosystem – vielfältig: i) Produktivitätssteigerung begrenzt durch Regeneration der Fischbestände, ii) eine reichere Gesellschaft gibt relativ weniger für Nahrungsmittel aus, und iii) relativ sinkendes Einkommen in der Fischerei.

Hervorzuheben ist, dass die Küstenfischerei auch durch eine jahrhundertelange Tradition und Kultur charakterisiert ist, prägend für die Regionen entlang der Ostseeküste. So werden Fischer und ihre Kutter als Aushängeschilder für den regionalen Tourismus beschrieben, die durch ihre fischereiliche Aktivität den Hafen beleben und Touristen anziehen.

Bestimmt ist dieser Strukturwandel und der damit einhergehende Verlust der fischereilichen Kultur nicht zuletzt durch die seit Jahren stark absinkenden Fangquoten für die Hauptzielfischarten Dorsch und Hering (https://www.bmel.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2021/159-agrarrat-ostsee-fischerei-fangquoten.html). In der Theorie soll die Regulierung helfen, das Gemeingut „Fisch“ vor Übernutzung zu schützen. Hierbei ist hervorzuheben, dass für den Dorsch der westlichen Ostsee 2022 keine gezielte Fischerei mehr erlaubt ist, dieser nur als Beifang u.a. in der Schollenfischerei zugelassen ist.

Das System westliche Ostseefischerei steht aktuell vor zahlreichen Herausforderungen, gekennzeichnet durch vielfältige Raumnutzung- (z.B., Marine Schutzgebiete) und Ressourcenkonflikte (z.B., Fischer vs. Angler). Die westliche Ostsee ist ein dynamisches System, und die Anpassung an die derzeitigen ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Entwicklungen scheint heute wichtiger denn je, um den Fischereisektor und die damit verbundenen Elemente nicht zu verlieren. Diese Anpassung erfordert jedoch einen transdisziplinären Ansatz, der nicht zuletzt von der Bereitschaft der Beteiligten zur Mitwirkung und von den Möglichkeiten zur Gestaltung dieser Anpassung abhängt. 

Der Vortrag findet statt um 15:15 Uhr und den dazugehörigen link für die Session auf zoom finden Sie hier:

https://www.hochschultagung.ae.uni-kiel.de/de/programm/programm-2021

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