Wo entstehen große Erdbeben im Ionischen Meer vor Ost-Sizilien?
02.02.2021
(2.2.2021) Neue Daten helfen, die Gefahren in der Region besser zu beurteilen.
In einer internationalen Zusammenarbeit haben Forschende geologische und geophysikalische Daten sowohl an Land als auch im Meer gewonnen und in einem ganzheitlichen Ansatz zusammengebracht. Die Studie wurde nun als wissenschaftlicher Artikel in der Open-Access-Zeitschrift „Frontiers in Earth Science“, veröffentlicht. Beteiligt sind Autoren der Universitäten Catania (Italien), Brest (Frankreich) und Kiel sowie des italienischen Instituts für Geophysik und Vulkanologie INGV Catania. Der Erstautor der Studie, Salvatore Gambino, verbrachte im März 2020 einen Gastaufenthalt am Kieler Center for Ocean and Society.
Die Forschung konzentriert sich auf die Quellen für historische und potentielle zukünftige Erdbeben im Bereich des nördlichen Malta Escarpments. Das Malta Escarpment ist ein ca. 290 km langes sub-meerisches Kliff, dass sehr steile Flanken von bis zu 3 km Höhe aufweist. Es ist damit eine der prominentesten geomorphologischen Strukturen im zentralen Mittelmeer. Die Daten zeigen Versätze und Meeresbodenverformungen im nördlichen Bereich des Malta Escarpment. Zudem schlagen die Autoren einen weiteren Mechanismus vor, der eine wichtige Rolle bei der oberflächennahen Verformung des Meeresbodens spielen könnte: eine tiefsitzende Hanginstabilität im Zusammenhang mit dem Malta Escarpment, die zum Versatz an den Verwerfungszonen beitragen könnte. Die Versätze am Meeresboden sprechen für aktive Bewegungen am Meeresboden, die zum Teil auch mit den verehrenden Erdbeben und den darauffolgenden Tsunamiwellen in den Jahren 1169 und 1693 n.Chr. in Verbindung gebracht werden könnten.
Zum Originalartikel: https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/feart.2020.594176/abstract