MUrFor

Managing sustainable sea URchin fishery and marine FORest conservation (Nachhaltige Bewirtschaftung der Seeigelfischerei und Schutz von Algenwäldern)

Das MUrFor-Projekt agiert an der Schnittstelle von Ökosystemdynamik, Lebensraumerhaltung und Ressourcennutzung, indem es nachhaltige Managementoptionen für die Seeigelfischerei in tritrophen Systemen mit Fischen, Seeigeln und Makroalgen erforscht. Makroalgenwälder verbessern die küstennahe Primärproduktivität, erhalten eine hohe Biodiversität und bieten Ökosystemleistungen, einschließlich Lebensraum für kommerziell genutzte Fische und wirbellose Tiere. Dieses Ökosystem wird durch verschiedene menschliche Einflüsse beeinträchtigt, die zu unterschiedlichen Reaktionen führen. Einerseits kann sich die Überfischung indirekt auf die Makroalgenwälder auswirken, indem sie die Zahl der Raubfische reduziert: Dies führt zum Verlust der Kontrolle über Pflanzenfresser (Seeigel), die sich vermehren und die Makroalgen überfressen können, was zu einem Verlust der Lebensraumstruktur führt. Andererseits kann die Überernte von Seeigeln zu einem Zusammenbruch der lokalen Populationen führen. Im Mittelmeer stellen sowohl Seeigel als auch Fische lokal wichtige Zielarten für die handwerkliche Fischerei dar. Eine unkoordinierte Bewirtschaftung kann zur Überfischung einer oder beider Ressourcen und/oder zur Überweidung von Makroalgen führen, was zu einem Verlust an Lebensraum und biologischer Vielfalt und zu dauerhaften Regimeverschiebungen führt.

Ziele des Projekts

MUrFor zielt darauf ab, (1) das wissenschaftliche Verständnis von Küstenökosystemen zu verbessern, die durch intensive Ressourcennutzung und alternative stabile Zustände gekennzeichnet sind, und (2) ein wissenschaftlich fundiertes Managementinstrumentarium bereitzustellen. Für (1) werden kritische Schwellenwerte, die zu irreversiblen Regimewechseln in Bezug auf den Lebensraum (Überweidung), die Ressource (Überfischung) und die Fischerei (wirtschaftliche Nachhaltigkeit) führen, durch einen Multi-Modellierungsansatz ermittelt, der auf einer Reihe von Einzelarten-, Mehrarten-, Ökosystem-, Wirtschafts- und bioökonomischen Modellen basiert, die die Dynamik mehrerer Arten und sozioökonomische Analysen relevanter Szenarien berücksichtigen. Die Modelle werden durch maßgeschneiderte ökologische In-situ-Experimente und die Einbeziehung von Interessengruppen untermauert. Für (2) wird ein "Best Practice"-Handbuch mit Probenahmeprotokollen, Tabellen mit mehreren Hilfsmitteln und einem Management-Entscheidungsbaum entwickelt, in dem beschrieben wird, wie der Rahmen angewandt wurde, und der auch an andere Orte exportiert werden kann, sowie ein Visualisierungswerkzeug, um allgemeine Ergebnisse als Beispiele zu präsentieren. Dieses Instrumentarium wird gemeinsam mit lokalen Fischerei- und Meeresschutzgebietsmanagern unter aktiver Einbeziehung der Interessengruppen entwickelt.

Untersuchungsgebiete

MUrFor wird zwei gegensätzliche regionale Bedingungen untersuchen: Katalonien (Spanien), wo der Rückgang der Seebrassen zu einem weit verbreiteten Ödland führt; und Sardinien (Italien), wo das intensive Fangen von Seeigeln zum Zusammenbruch der lokalen Populationen und der damit verbundenen Fischerei geführt hat. Diese konträren Situationen werden als Fallbeispiele dienen, um zu bewerten, wie ein wirksames ökosystembasiertes Management der Fischerei und der Lebensräume, das auf die lokalen Besonderheiten zugeschnitten ist, zu einem vernünftigen Kompromiss zwischen Erhaltung und Ausbeutung führen kann.

Projektpartner

⦁ Zoologische Station Anton Dohrn (SZN, koordinierender Partner), Italien

⦁ Nationaler Forschungsrat (CNR), Italien

⦁ Universität von Sassari (UNISS), Italien

⦁ Consejo Superior de Investigaciones Científicas (CSIC), Spanien

⦁ Universitat de Barcelona (UB), Spanien

⦁ Französisches Institut für Forschung zur Nutzung des Meeres (IFREMER), Frankreich

Weitere Informationen über das Projekt:

https://twitter.com/PMurfor

Seeigel Paracentrotus lividus © Egidio Trainito

Förderung:

(EU)Biodiversa+

Laufzeit:

2/2023-1/2026

Kontakt


Dr. Lotta C. Kluger