Auf der Suche nach Klimaarchiven in ostkanadischen Seen

23.07.2025

Meeresforschende der CAU auf Expedition in der ostkanadischen Provinz Québec. Sie untersuchen die Seen, Lac Saint-Jean, Lac Témiscouata und Lac Matapédia, um hochauflösende geophysikalische Daten aus den dortigen Sedimentarchiven zu gewinnen. © F Gross @ CeOS

Noch bis zum 15. Juli 2025 befinden sich Meeresforschende der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) auf Expedition in der ostkanadischen Provinz Québec. Ihr Untersuchungsgebiet: drei zentralen Seen – der Lac Saint-Jean, der Lac Témiscouata und der Lac Matapédia. Ziel ist es, hochauflösende geophysikalische Daten aus den dortigen Sedimentarchiven zu gewinnen, um ein möglichst umfassendes Bild vergangener Umwelt- und Klimabedingungen zu erhalten. Die Ergebnisse der Expedition mit dem Namen POUTINE „PaleO UndersTanding of Canadian lacustrINe Environments“ sollen dazu beitragen, die langfristige Klimageschichte Nordamerikas sowie die Dynamik des Laurentidischen Eisschildes (LIS) und dessen Einfluss auf die Atlantische Meridionale Umwälzströmung (AMOC) besser zu verstehen.

In den vergangenen vier Wochen haben die Forschenden die Seen mithilfe hochauflösender reflexionsseismischen Messungen umfassend untersucht. „Unser Ziel ist es, ein möglichst vollständiges Bild klimatischer Veränderungen zu erhalten. Dazu verfolgen wir einen so genannten Land-zu-See-Ansatz. Wir verknüpfen Daten aus den Seen des kanadischen Binnenlandes mit Sedimentarchiven aus der Labradorsee“, beschreibt Dr. Kai-Frederik Lenz vom Institut für Geowissenschaften der CAU das Forschungsvorhaben.

Die bisherigen Ergebnisse sind von entscheidender Bedeutung für die weitere Beprobung. „Unsere Datensätze zeigen ein hohes Potenzial für die Gewinnung aussagekräftiger Sedimentkerne. Die spätere Analyse dieser markanten Bohrkerne bildet die Grundlage für die Rekonstruktion vergangener Abschmelzprozesse und realistischer Modellierung von Klimaszenarien“, so Lenz weiter.

Ostkanada stellt eine Schlüsselregion im globalen Klimasystem dar – sowohl in der Vergangenheit als auch mit Blick auf zukünftige klimatische Veränderungen. Um die langfristige Klimageschichte Nordamerikas besser zu verstehen, konzentriert sich das internationale Forschungsteam, bestehend aus Forschenden der CAU und der Université Laval in Québec, insbesondere auf die Dynamik des Laurentidischen Eisschildes (LIS) und dessen klimatische Auswirkungen. In der Labradorsee beispielsweise verbindet die AMOC warmes, salzhaltiges Oberflächenwasser mit kaltem Tiefenwasser im Rahmen der globalen thermohalinen Zirkulation. Während der letzten Vereisung (Wisconsinan), insbesondere beim Übergang in das Holozän vor rund 12.000 Jahren, führten massive Süßwassereinträge infolge des LIS-Abschmelzens zu erheblichen Störungen des AMOC-Systems – mit klimatischen Folgen bis nach Europa.

„Wenn es uns gelingt, Daten aus Seen, Fjorden und Schelfbereichen systematisch zu integrieren, können wir Vergletscherungs- und Abschmelzereignisse in der nördlichen Hemisphäre künftig noch präziser rekonstruieren – und darauf aufbauend auch belastbare Zukunftsprognosen entwickeln“, sagt Dr. Felix Gross vom Institut für Geowissenschaften der CAU und Center for Ocean and Society (CeOS) des CAU-Forschungsschwerpunktes Kiel Marine Science (KMS). Das Projekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im Rahmen des Schwerpunktprogramms SPP 1006 des International Continental Scientific Drilling Program (ICDP) gefördert.

Originale Mitteilung des Forschungsschwerpunktes Kiel Marine Science (KMS) der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

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Dr. Kai-Frederik Lenz
Dr. Felix Gross