Ernährungssicherheit aus dem Meer
Was bedeutet Nachhaltigkeit mariner Nahrungsmittelproduktion und wie können wir dieses Ziel auf gesellschaftlicher Ebene erreichen? Wie kann unsere Gesellschaft eine nachhaltige Ressourcennutzung, Ernährungssicherheit und menschliches Wohlergehen fördern, ohne die Gesundheit der Ökosysteme (Ozeane) zu gefährden? Wie können Ressourcennutzer und Gemeinschaften die Auswirkungen des Klimawandels und der globalen Veränderungen bewältigen und abmildern, und was wären nachhaltige Anpassungsstrategien? Mit diesen und ähnlichen Fragen beschäftigen sich die Forscher:innen des Teams Ernährungssicherheit aus dem Meer am Center for Ocean and Society.
Angesichts des weltweiten Bevölkerungswachstums stellt die Lebensmittelproduktion im Meer (Fischerei, Aquakultur) eine große Chance dar, die wachsende Lücke in der Nährstoffversorgung zu schließen und das Hungerproblem in der Welt zu lösen. Doch anthropogene Stressfaktoren, beschleunigte Umweltveränderungen und der zunehmend überfüllte Küsten- und Meeresraum sowie sich abzeichnende Konflikte zwischen wirtschaftlichen Aktivitäten und Naturschutzzielen machen die bloße Ausweitung der marinen Nahrungsmittelproduktion zu einer Herausforderung. Um die Effizienz der Ressourcennutzung im Meer zu steigern, müssen wir mehr Arten unterer trophischer Ebenen (Algen, Muscheln, kleine pelagische Fische) konsumieren. Das Team Ernährungssicherheit aus dem Meer überblickt lokale bis globale Ebenen, wobei dem globale Süden Meeresfrüchte und Nährstoffe durch vorherrschende Flüsse von eben diesen zugunsten der Belieferung des globalen Nordens mit hochwertigen Produkten vorenthalten wird. Diese Zentralisierung und Globalisierung des Lebensmittelmarktes führt jedoch auch zu einer verminderten Wettbewerbsfähigkeit der Kleinfischer im globalen Norden, die nach und nach an Rentabilität verlieren, was wiederum zum Verlust von Arbeitsplätzen, traditionellem Wissen und der Fähigkeit führt, lokal produzierte und oft nachhaltig geerntete Meeresfrüchte anzubieten. Die Entflechtung der verschiedenen Wechselwirkungen in marinen Lebensmittelsystemen und die Überbrückung der Mensch-Natur Teilung im konzeptionellen sowie methodischen sind entscheidende Schritte, um eine nachhaltige Nutzung der Meeresressourcen zu steuern. Angesichts der laufenden Diskussion über sozial-ökologische Kipppunkte ist es von entscheidender Bedeutung zu verstehen, wie Ressourcennutzer:innen auf solche Veränderungen reagieren und sich anpassen und wie sie und das gesamte Nahrungsmittelsystem künftigen Entwicklungen begegnen, um die Nahrungsmittelproduktion und -sicherheit zu gewährleisten. Das Verständnis der sozialen Dimension und der komplexen Interaktionen innerhalb der marinen Lebensmittelsysteme sowie der transformativen Kraft von Störereignissen wird für die Diskussionen über die künftige Nachhaltigkeit äußerst wichtig.
Methoden
Dieses Thema befasst sich mit theoretischen Rahmenwerken wie der Tragfähigkeit und der sozial-ökologischen Nachhaltigkeit mariner Nahrungsmittelproduktion und wendet unter anderem Ökosystemmodellierung, sozial-ökologische Netzwerkansätze, Interviews und Umfragen an, um transdisziplinär die Mensch-Natur-Interaktionen in marinen Nahrungsmittelsystemen zu erfassen, institutionelle Grenzen zu beleuchten und Hindernisse für eine erfolgreiche Nachhaltigkeitstransformation zu identifizieren. Das Team untersucht Persistenz, Anpassungs- und Wandlungsfähigkeit (z. B. Gestaltung der Widerstandsfähigkeit) und potenzielle Kipppunkte komplexer Nahrungsmittelsysteme inmitten abrupter und dauerhafter Stressfaktoren mit einer Mischung aus natur- und sozialwissenschaftlichen Ansätzen.
Projekte
South and Tropical Atlantic climate-based marine ecosystem prediction for sustainable management (TRIATLAS)
Im Projekt TRIATLAS untersuchen Wissenschaftler*innen den Zustand der Ökosysteme des tropischen Atlantiks und des Südatlantiks.
Für den afrikanischen Inselstaat Kap Verde bildet die Kleinfischerei eine wichtige Lebensgrundlage für die Ernährung der Bevölkerung.
Das Projekt GoJelly sucht nach Möglichkeiten, Quallen als Quelle für innovative Lösungen zur Bekämpfung der Meeresverschmutzung zu nutzen.
Alternative Zukunftsszenarien des Auftriebssystems des Nord-Humboldt-Stroms unter den gemeinsamen sozioökonomischen Pfaden
Management der Geisterfischerei im kolumbianischen Pazifik mit einer gemeinschaftsbasierten Strategie
Managing sustainable sea URchin fishery and marine FORest conservation (Nachhaltige Bewirtschaftung der Seeigelfischerei und Schutz von Algenwäldern)