Wissenschaftlicher Austausch über die südwestliche Ostsee

28.06.2024

Mehr als 45 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) und des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel haben sich am 26. Juni über aktuelle und zukünftige Forschungsarbeiten mit einem Fokus auf die südwestliche Ostsee ausgetauscht. Das schleswig-holsteinischen Heimatmeer ist in keinem guten Zustand. Die Ostsee leidet unter den Folgen des Klimawandels, die Fischbestände schwinden, das Meer ist zu warm, und nach wie vor beeinträchtigen Eutrophierung und zunehmend auch die Munitionsaltlasten aus den Weltkriegen die Lebensgemeinschaften und Habitate. Hinzu kommt, dass der Anstieg des Meeresspiegels und damit die Veränderungen für die Küsten in Schleswig-Holstein, etwa durch häufigere und stärkere Sturmfluten, Anpassungsmaßnahmen erfordern.

Ziel des Workshops „Forschung für die südwestliche Ostsee“, der von Kiel Marine Science (KMS), dem marinen Forschungsschwerpunkt an der CAU, und dem GEOMAR gemeinsam organisiert wurde, war es, sich über die Kieler Aktivitäten zu informieren, Forschungslücken zu identifizieren und neue Fragestellungen für zukünftige Initiativen zu entwickeln. Der Austausch brachte dazu Meereswissenschaftlerinnen und Meereswissenschaftler aus verschiedenen Arbeitsgruppen der CAU und des GEOMAR zusammen, die zu Fragestellungen über die Ostsee arbeiten. 

„In Kiel und Schleswig-Holstein sind wir stark in der inter- und transdisziplinären Erforschung der Ostsee. Durch die Zusammenarbeit von Uni Kiel und GEOMAR können wir unser Heimatmeer aus verschiedenen Disziplinen betrachten. Diese Herangehensweise ist aus unserer Sicht auch eine wichtige Voraussetzung dafür, um Handlungsoptionen für den guten Umweltzustand der Ostsee und der Küsten entwickeln zu können. Hier wollen wir weiter mit den Landesbehörden und Ministerien zusammenarbeiten. Zusätzlich arbeiten wir an Konzepten für die gemeinsame grundlagenorientierte Forschung“, sagt Professor Dr. Christian Winter, Küstengeologe am Institut für Geowissenschaften an der CAU, der den Workshop gemeinsam mit Dr. Christian Wagner-Ahlfs, Koordinator für transdisziplinäre Forschung an der CAU bei Kiel Marine Science (KMS) sowie mit Professor Dr. Hermann Bange und Dr. Helmke Hepach aus dem Forschungsbereich 2 "Marine Biogeochemie" am GEOMAR organisiert hat.

Ein Schwerpunkt des Austausches und Diskussionspunkt für neue gemeinsame Forschungsinitiativen war das Thema „Daten“. Neue Projekte könnten in Zukunft zum Beispiel das Datenmanagement mit Hilfe von künstlicher Intelligenz verbessern. Mit INSYST (INtelligentes SYSTem zum Küstengewässer-Monitoring mithilfe Künstlicher Intelligenz) wird dazu bereits ein Pilotprojekt von GEOMAR und CAU umgesetzt, gefördert vom Land Schleswig-Holstein. Dieses bezieht sich vor allem auf die Zeitreihe Boknis Eck. Bei Boknis Eck, einer für die Ostsee idealen Untersuchungsposition am Ausgang der Eckernförder Bucht, werden seit 1957 monatliche meereschemische und meeresbiologische Messungen durchgeführt. Die Zeitreihe ist damit eine der ältesten und kontinuierlichsten überhaupt. „Der Workshop hat uns allen neue Impulse gegeben, wie wir die an verschiedenen Stellen in Kiel erhobenen und modellierten Daten besser miteinander verknüpfen können, um ein noch genaueres Bild der Umweltveränderungen in der Ostsee zu erhalten“, sagt Dr. Helmke Hepach, marine Biogeochemikerin am GEOMAR und Koordinatorin von INSYST. 

Der wissenschaftliche Austausch „Forschung für die südwestliche Ostsee“ wurde gemeinsam von Kiel Marine Science (KMS) und dem GEOMAR Helmholz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel organisiert. Eingeladen waren alle Disziplinen und Projekte, die sich mit dem Ökosystem Ostsee, den marinen Organismen und den Habitaten sowie mit der Küstenerosion in Schleswig-Holstein beschäftigen. 

Kontakt


Dr. Christian Wagner-Ahlfs
Center for Ocean and Society
Kiel Marine Science (KMS)
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) / Kiel University
Neufeldtstr. 10
24118 Kiel / Germany